Diabetisches Fußgeschwür erkennen und behandeln

Das Bild zeigt zwei Krankenschwestern beim Austausch medizinischer Informationen.

Weltweit sind etwa 422 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, wobei die Zahl in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen ist.1 Die Krankheit wirkt sich auf Herz, Augen, Nieren, Nerven und Blutgefäße aus. Diabetes mellitus kann zu peripherer Neuropathie und Arterienerkrankung führen, welche im Krankheitsverlauf ein diabetisches Fußgeschwür zur Folge haben können.2

Entstehung diabetischer Fußgeschwüre

Diabetische Fußgeschwüre können viele Ursachen haben. Periphere Neuropathie und periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) gehören jedoch zu den häufigsten Risikofaktoren.
Die Neuropathie beeinträchtigt die Sensibilität und führt zu einer abnormen Belastung des Fußes. Dies verursacht eine Verdickung der Haut, die sogenannte Kallusbildung. Diese erhöht den Druck auf das darunterliegende Gewebe, was zu Hautablösungen und Geschwüren führt.
Die PAVK tritt bei bis zu 50 % der Patient*innen mit diabetischen Fußgeschwüren auf und wird hauptsächlich durch Atherosklerose verursacht.2 Sie beeinträchtigt den Blutfluss und verursacht eine Ischämie, die sich negativ auf die Wundheilung auswirkt.
Die Mehrzahl der diabetischen Fußgeschwüre ist entweder ausschließlich auf eine periphere Neuropathie (rein neuropathisch) oder auf eine Kombination aus Neuropathie und Ischämie aufgrund einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (neuroischämisch) zurückzuführen. Auch geringfügige Traumata des Fußes oder schlecht sitzendes Schuhwerk können bei Diabetikern zu Geschwüren führen.2

Wie Diabetes die Wundheilung beeinflusst

Eine Ischämie der Extremitäten aufgrund einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit erhöht das Infektionsrisiko eines diabetischen Fußgeschwürs und beeinträchtigt das Behandlungsergebnis. Eine klinisch signifikante Fußischämie erschwert sowohl die Diagnose als auch die Behandlung einer Infektion erheblich.3 Selbst geringfügige Fußprobleme müssen ernst genommen werden, da Patient*innen mit Diabetes ein höheres Risiko für Komplikationen und Amputationen haben.2

Die Abbildung zeigt ein diabetisches Fußgeschwür

Infiziertes diabetisches Fußgeschwür nach Amputation

Anzeichen infizierter diabetischer Fußgeschwüre

Die zunehmende Prävalenz von Diabetes führt zu einer steigenden Anzahl von Fußkomplikationen, einschließlich Infektionen.5 Fußinfektionen sind die Hauptursache für stationäre Behandlungen bei Diabetes. Aufgrund der peripheren Neuropathie und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit fehlen bei Patienten mit Diabetes häufig die typischen Anzeichen und Symptome einer Infektion.3 Jede*r Patient*in mit Diabetes und einem floriden diabetischen Fußgeschwür sollte von einem multidisziplinären Team bestehend aus Diabetes- und Wundpflegepersonal, Hausärzten, Diabetologen und Gefäßspezialisten untersucht werden.2

Eine diabetische Fußinfektion wird diagnostiziert, wenn mindestens zwei der folgenden Anzeichen vorhanden sind3:

  • lokale Schwellung oder Verhärtung
  • Erythem von mehr als 0,5 cm um die Wunde herum (betrifft auch jeden Teil des Fußes, nicht nur eine Wunde oder ein Geschwür)
  • lokale Empfindlichkeit oder Schmerz
  • lokale Überwärmung
  • eitriger Ausfluss

Osteomyelitis ist ein klares Anzeichen für eine mittelschwere oder schwere Infektion, auch wenn ≥ zwei Anzeichen/Symptome einer lokalen oder systemischen Entzündung fehlen.

Hinweis

Bei Personen mit dunkler Hautfarbe auf Anzeichen und Symptome achten, die nicht auf Rötung beruhen.4

 

Für die Diagnose eines infizierten diabetischen Fußgeschwürs müssen andere Ursachen eines entzündlichen Prozesses der Haut – wie Trauma, Gicht, akute Charcot-Neuroosteoarthropathie, Fraktur, Thrombose oder venöse Stase – ausgeschlossen werden.3
 Bei Patient*innen mit Diabetes können sich Infektionen häufiger auf Faszien, Sehnen, Muskeln, Gelenke und Knochen übertragen, wobei auch die Anatomie des Fußes eine Rolle spielt. Schwer infizierte sowie mäßig infizierte diabetische Fußgeschwüre, die komplex sind oder mit erheblichen relevanten Erkrankungen einhergehen, erfordern eine sofortige stationäre Behandlung zur dringenden systemischen Antibiotikatherapie und in vielen Fällen auch chirurgische Intervention. Die typischen Zeichen einer systemischen Infektion – Fieber, Schüttelfrost, erhöhte Leukozytenzahlen oder signifikante Stoffwechselstörungen – sind bei Diabetiker*innen häufig nicht vorhanden. Um diese lebensbedrohliche Komplikation auszuschließen, ist daher ein erfahrenes Team von medizinischen Fachkräften erforderlich.3

Behandlungspfad für diabetische Fußinfektionen

Die Behandlung einer diabetischen Fußinfektion erfordert einen multidisziplinären Ansatz: Wundspezialist*innen und Kliniker*innen müssen eng zusammenarbeiten. Eine regelmäßige Beurteilung des Geschwürs ist unerlässlich, um festzustellen, ob eine chirurgische Beratung oder eine stationäre Behandlung und systemische Antibiotika erforderlich sind.2 Die folgenden Schritte geben einen Überblick über die Wundversorgung des diabetischen Fußes.2, 6*

  • Eine ganzheitliche Beurteilung der Wunde vornehmen.
  • Überprüfen, ob Reinigung und Débridement erforderlich sind.
    - Die Beurteilung für ein Débridement kann eine Überweisung an einen Spezialisten erfordern.
  • Für das Infektions- und Exsudatmanagement und zur Aufrechterhaltung eines feuchten Wundmilieus sollten geeignete Wundauflagen ausgewählt werden.
  • Insbesondere sollte ein physikalisch wirkender Wundverband wie Cutimed Sorbact erwogen werden, der das Infektionsmanagement unterstützt und die Keimlast in Wunden effektiv und sicher reduziert, ohne dabei aktive Wirkstoffe abzugeben und somit das Risiko von Resistenzbildung zu minimieren
  • Die Füße nicht einweichen, da dies zu einer Mazeration der Haut führen kann.
  • Die Wunde regelmäßig neu beurteilen.
  • Die Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthalts, eines chirurgischen Eingriffs oder einer Antibiotikabehandlung erneut prüfen.
  • Eine verschleppte oder systemische Infektion ausschließen und gegebenenfalls umgehend einen Spezialisten aufsuchen.

Darüber hinaus sollten die Behandlung des Diabetes optimiert und die Gewebeperforation, der Ernährungszustand und andere potenzielle Komorbiditäten verbessert werden.

Patient*innen (und ihre Angehörigen oder Betreuer*innen) sind darin zu schulen, wie sie Fußgeschwüre richtig pflegen und wie sie Anzeichen und Symptome einer neuen oder sich verschlimmernden Infektion erkennen und melden können (z. B. Fieber, Veränderungen des lokalen Wundzustandes und Verschlechterung der Hyperglykämie).

Schlussfolgerungen

  • Schon geringfügige Fußverletzungen oder schlecht sitzende Schuhe können bei Diabetiker*innen zu Fußgeschwüren führen.
  • Das Vorliegen einer peripheren Neuropathie und einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit kann die typischen Infektionszeichen bei Diabetes verändern und maskieren.
  • Lokale Infektionen bei diabetischen Fußgeschwüren können sich durch lokale Schwellung, Erytheme, Druckempfindlichkeit oder Schmerzen, erhöhtes Wärmegefühl oder eitrigen Ausfluss bemerkbar machen.
  • Bei Personen mit dunkler Hautfarbe auf Anzeichen und Symptome achten, die nicht auf Rötung beruhen.
  • Diabetiker*innen sind anfällig für sich ausbreitende Infektionen, die auch durch die Anatomie des Fußes begünstigt werden. Bei Verdacht auf eine Infektion ist ein erfahrenes medizinisches Team erforderlich, um diese lebensbedrohliche Komplikation auszuschließen.
  • Die Früherkennung einer Infektion und die rechtzeitige Überweisung bzw. Konsultation von Spezialisten sind von entscheidender Bedeutung.
  • Die Behandlung lokal infizierter diabetischer Fußgeschwüre erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Wundspezialist*innen und Kliniker*innen.
  • Die adäquate Versorgung lokal infizierter diabetischer Fußgeschwüre erfordert eine gute Wundbeurteilung, ein Wundmanagement mit Reinigung, Débridement und Infektionsmanagement.
  • Physikalisch wirkende Wundauflagen wie Cutimed Sorbact unterstützen das Infektionsmanagement und reduzieren die Keimlast in der Wunde.
  • Die Sensibilisierung von Patient*innen und Angehörigen für eine geeignete Selbstpflege von Fußgeschwüren und für das Erkennen und Melden von Anzeichen und Symptomen einer Infektion ist zu fördern.

Haftungsausschluss

* Dieser Artikel ist als Informationshilfe für klinische Entscheidungen gedacht und stellt keine medizinische Beratung dar. Ausführliche Informationen über das Produkt, einschließlich Indikationen, Kontraindikationen, Wirkungen, Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise sind in der Gebrauchsanweisung des Produkts enthalten. Im Zweifelsfall sollte eine medizinische Fachperson konsultiert werden.

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Referenzen

  1. Diabetes. WHO. 2022; Zugriff am 4. November 2022 Weiterlesen
  2. Schaper NC et al. Practical Guidelines on the prevention and management of diabetic foot disease (IWGDF 2019 update). Diabetes Metab Res Rev. 2020; 36 Suppl 1:e3266.
  3. Lipsky BA et al. Guidelines on the diagnosis and treatment of foot infection in persons with diabetes (IWGDF 2019 update). Diabetes Metab Res Rev. 2020; 36 Suppl 1:e3280.
  4. Luxmi Dhoonmoon et al, Best Practice Statement: Addressing skin tone bias in wound care: assessing signs and symptoms in people with dark skin tones. Wounds UK. 2021; Zugriff am 4. November 2022 Weiterlesen
  5. Magliano DJ et al. International Diabetes Federation Diabetes Atlas, 10. Auflage. Diabetes Atlas. 2021; Zugriff am 4. November 2022 Weiterlesen
  6. Best Practice Statement: Antimicrobial stewardship strategies for wound management. Wounds UK, London. 2020.